6. November 2024
© Alessa Klie, e7
Die Wiederverwendung von Bauelementen ist ein viel diskutiertes Thema, doch ein wirklich kreislauffähiges Quartier umfasst deutlich mehr. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Rahmen einer co-kreativen Konzeptentwicklung am Standort Werk Möllersdorf werden bisher separat betrachtete Aspekte der Kreislaufwirtschaft vereint, Symbiosen zwischen Bedarf und Verfügbarkeit von Materialien, Energie, Regen- und Grauwasser identifiziert und deren Kreislaufführung maximiert. Neben diesen ökologischen Aspekten ist auf dem Gelände auch geförderter Wohnbau geplant. Der Fokus liegt nicht nur auf der Schaffung eines nachhaltigen und ressourcenschonenden Wohnraums, sondern auch auf dessen Leistbarkeit, sowie der Erhöhung der Aufenthaltsqualität und des Nutzungskomforts.
Das Sondierungsprojekt “ResourceRevival” strebt die Transformation des ehemaligen Industriestandorts in Möllersdorf zu einem ressourcenneutralen Quartier, das diverse Nutzungsstrukturen, wie Wohnen, Gewerbe und Arbeiten, vereint. Angesichts der drängenden Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenverknappung setzt das Projekt neue Maßstäbe für nachhaltige Quartiersentwicklung, die auch die essenziellen Aspekte der Leistbarkeit, vor allem im Kontext des geförderten Wohnbaus, und des Nutzungskomforts mitdenkt. Die Motivation basiert auf den europäischen und nationalen Klimazielen sowie der Notwendigkeit, den Bausektor in den Kreislaufwirtschafts- und Klimaschutzstrategien stärker zu integrieren.
Das Projekt zielt darauf ab, ein modernes, zukunftsfittes Quartier zu schaffen, das den Begriff der Klimaneutralität weiterdenkt und den Import und Export von Ressourcen auf ein Minimum reduziert. Dies soll durch die größtmögliche Wieder- und Weiterverwendung der vorhandenen Baumaterialien, des anfallenden Regen- und Grauwassers sowie der vollständigen Ausschöpfung lokal verfügbarer erneuerbarer Energien erreicht werden. Der innovative Ansatz liegt in der Erforschung der bestehenden Synergien zwischen Materialnutzung, Entwässerung und Energieversorgung, um eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie zu verwirklichen. Die Schaffung von leistbarem Wohnraum, der gleichzeitig hohen ökologischen Standards entspricht, ist ein weiterer Bestandteil des Projekts.
Zur Entwicklung des ganzheitlichen Konzepts der „Ressourcenneutralität“, werden für verschiedene Nutzungsstrukturen im Quartier Verfügbarkeit und Bedarf an Ressourcen ermittelt, ein Pre-Demolition Audit durchgeführt und ein Social-Urban-Mining Konzept erstellt. Dabei werden die Bestandsmaterialien ermittelt, bewertet und inventarisiert, aber auch Alternativen zum Rückbau aufgezeigt und deren Ertüchtigung priorisiert. Durch Machbarkeitsstudien, inklusive der Untersuchung der technischen Eignung und ökologischen Unbedenklichkeit des Einsatzes von Abbruchmaterialien in Nature-Based Solutions, wird ein neuer Anwendungsbereich für Sekundärrohstoffe ergründet, ein Markt für regionale Produkte geschaffen und zirkuläres Wirtschaften in Österreich gefördert.
Durch die Quantifizierung des ökonomischen sowie ökologischen Mehrwehrts einer ressourcenoptimierten Planung mithilfe von Lebenszykluskostenanalysen und Ökobilanzierungen entsteht eine fundierte Entscheidungsgrundlage. Die Bereitstellung von Ausschreibungstextbausteinen in Form von Qualitätskriterien für rückbaufähige Konstruktionen wird die Verbreitung und Überführung in die Umsetzung ermöglicht. Gleichzeitig wird besonderer Wert auf den Nutzungskomfort gelegt, sodass neben der Ressourcenschonung auch die Lebensqualität der Bewohner im Vordergrund steht. Die Ergebnisse des Werks Möllersdorf dienen als Grundlage für zukünftige Projekte und leisten einen bedeutenden Beitrag zur Förderung von Ressourceneffizienz und Umweltschutz auf Quartiersebene.
Mehr zum Werk Möllersdorf auf der Website von KALLINGER Projekte.
Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH
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